Maximilian Kralik
Vom Volkssport Rodeln aus unserem letzten Beitrag (
hier nachzulesen) wenden wir uns der neuen Trendsportart „Stand-Up-Paddling“ („SUP“) zu, also dem Stehpaddeln auf einem Surfbrett. Hier drängt sich ja geradezu die Frage auf, ob SUP nun Surfen oder Paddeln ist.
Der Internationale Sportgerichtshof in Lausanne (Court of Arbitration for Sport, CAS) hatte daher auch die spannende Frage zu klären, ob die International Surfing Association („ISA“, also die Surfer) oder die International Canoe Federation („ICF“, also die Vertreter des Kanusports) als internationaler Weltverband für SUP anerkannt wird. Mit anderen Worten: Ist SUP dem Surfsport oder dem Paddel- bzw Kanusport zuzurechnen? Die Surfervereinigung ISA beantragte vor dem CAS, dass SUP sowohl auf
globaler Ebene als auch auf
olympischer Ebene alleine von ihr geregelt werden solle. Die Paddler waren, wenig überraschend, dagegen. Argumentiert wurde der Wunsch der Surfer mit dem Verweis auf das „Ein-Platz-Prinzip“ im internationalen Sport- und Verbandsrecht.
Der CAS entschied, dass auf Grundlage der Vereinigungsfreiheit niemand gezwungen werden könne, einer Vereinigung angehören zu müssen. Daher stehe es auch dem Kanuverband frei, jede (sportliche) Disziplin zu regeln, die in ihren statutarischen Tätigkeitsbereich fällt. Es gebe daher keine Rechtsgrundlage, die dem Kanuverband verbiete, eine Sportart (auch) zu regeln, die (auch) ein anderer Verband regelt. Auf
globaler Ebene stehe es daher beiden Verbänden frei, SUP zu regeln.
Anders sieht es für die
olympische Ebene aus, denn das Regelwerk des Internationalen Olympischen Komitees sieht ausdrücklich das Ein-Platz-Prinzip vor. Der CAS kam hier zum Ergebnis, dass die ISA – also tatsächlich die Surfer – jene Organisation ist, die SUP aktiv entwickelt und gefördert hat. Die ISA war der erste Verband, der SUP als Sportart anerkannt (ja, SUP ist ein Sport, auch wenn es für Außenstehende nicht so aussieht), Regeln dafür entwickelt (Details dazu finden sich im
ISA RULEBOOK & CONTEST ADMINISTRATION MANUAL ) und die ersten Weltmeisterschaften organisiert hat. Im Vergleich dazu hat die ICF erst in letzter Zeit Interesse an SUP gezeigt und der Verband ist wohl erst – bitte entschuldigen Sie das Wortspiel – auf der Welle der zunehmenden Popularität gesurft.
Aus diesem Grund hat der CAS entschieden, dass die ISA jener (einzige) internationale Verband ist, der SUP auf olympischer Ebene administrieren und regeln soll.
Na dann: Hätten wir das auch geklärt!
Die gesamte Entscheidung CAS 2018/O/5830 International Surfing Association v. International Canoe Federation ist
hier abrufbar.